Hof & Geschichte

Zur Geschichte des „Oberortlhofs“

Oberortl liegt zu Füßen des Schlosses Juval, am Rande einer Bergstufe gegen das Schnalstal. Die Namen der Höfe Unterortl und Oberortl beziehen sich auf ihre Lage, denn „Ortl“ deutete man früher als Anfang oder Ende eines Tales. Die erste urkundliche Erwähnung des Hofes  Oberortl findet man im Jahre 1331.

Die Geschichte des Hofes ist untrennbar mit Schloss Juval verbunden. 1278 war die Burg Juval im Besitz von Hugo von Montalban. Dieser wird auch als ihr Erbauer angenommen. Über die Beschaffenheit und das Aussehen der Burg lassen sich erst nach dem Erwerb dieser durch Hans Sinkmoser im Jahre 1540 erste Aussagen treffen. Er gestaltete die Burg im großen Rahmen um, so dass sie unter seiner Herrschaft aufblühte. Leider war dies nicht von langer Dauer, denn bereits 1581 sahen sich die Söhne Sinkmoser genötigt, die Burg wieder dem Landesfürsten auf zusenden. Dieser verlieh sie an die Grafen Hendl von Goldrain.

Über das kommende 17. und 18. Jahrhundert lässt sich wenig über die Burg sagen. Erst durch ihren Verkauf im Jahre 1813 von Graf Johann Hendl an den Bauern Blaas, tritt sie wieder in Erscheinung.

Die Familie Blaas lässt sie jedoch zunehmend verfallen und errichtet neben ihr zwei Bauernhöfe. Zu diesem Zweck reißen sie jede Menge brauchbares Material aus der inzwischen unbewohnbar gewordenen und verlassenen Burg. Als die Familie Blaas dann 100 Jahre später, 1913, die Burg an den Holländer, W. R. Rowland verkauft, erlebt diese einen neuen kräftigen Aufschwung.

W. R. Rowland begann die halb verfallene Burg wieder instand zu setzen und wohnte vorerst mit seiner Familie am Oberortlhof, den er kurz vorher erwarb. Nachdem der Palais der Burg bezugsfertig war, zogen die Rowlands endgültig in die Burg ein. Der Obergärtner wohnte weiterhin in Oberortl, im „Gärtnerhäuschen“. Er pflegte dort neben größeren Gärten im südlichen Gelände die ersten Kalvillanlagen.

Der Hof war seinerseits mittels einer Zubringerseilbahn mit dem oberen Burghofraum verbunden. Sämtliche Hofprodukte wurden damit hinauf transportiert und oben verarbeitet. So brauchten sie nicht den steilen und steinigen „Lottersteig“ hinaufgetragen werden.

Die Familie Rowland war dank des bäuerlichen Großbetriebes vom Oberortlhof praktisch „Selbstversorger“. Der Hof besaß im Durchschnitt 8-10 Milchkühe, 35-40 Schweine und Schafe, 600–700 Hühner, sowie Obst und Gemüse aller Art.

Von den umliegenden Höfen kaufte der Burgherr noch zusätzlich Speck, Kaminwurzen, Hartbrot und Kartoffeln.

1923 wurde von Staben nach Juval eine Materialseilbahn erbaut. An der Talstation lud der Burgherr seine Produkte in einem Lieferwagen, brachte sie nach Meran und belieferte verschiedene Hotels.

Die Kalvilläpfel bester Qualität wurden damals in kleinen Holzkisten ins Ausland verschickt, vor allem nach Indonesien. Dieser Warenversand in ferne Länder bewirkte den Gegenbesuch vieler Gäste. Aufgrund der Sprachkenntnisse und der vielseitigen Beziehungen, konnte sich Rowland mit der ganzen zivilisierten Welt in Verbindung setzen. Persönlichkeiten aus aller Herren Länder und Hautfarben waren in der Blütezeit hier oben zu Gast und Kunstkenner aus aller Welt besichtigten die Burg.

Während des 2 Weltkrieges waren italienische Kriegsgefangene, ein SS- Truppenkörper und ein Bekleidungslager der Wehrmacht in der Burg untergebracht.

Bis 1947 mussten die Kinder der Juvaler Höfe in Staben zur Schule gehen. Ein älterer Mitbürger erzählt heute noch von den Strapazen und Erlebnissen dieses langen, harten Schulweges. Auch in den Mittagspausen kehrten sie Heim, um nach dem Essen gleich wieder loszurennen.

Von 1947 bis 1967 war hier am Oberortlhof die einklassige Bergschule untergebracht. Ein bestehender Raum wurde notdürftig als Klassenzimmer eingerichtet. Darin trafen sich alle 6 bis 14-jährigen Kinder der Juvaler Höfe zum Unterricht. Die Lernerfolge hingen sehr vom pädagogischen Geschick des Lehrpersonals ab. Für alle Lehrer war es eine große Herausforderung, den Schulstoffen in allen Klassen erfolgreich anzubringen.

1953 verkaufte die Witwe Rowland ihren Besitz in Juval dem Ing. Dr. Klotzner  von Meran. Mit dem wieder einsetzenden Verfall der Burg wurde der Hof Oberortl verlassen.

Doch 1983 schlug für die Burg und den Oberortlhof die Stunde der Rettung.  Mit dem Erwerb durch Reinhold Messner erlebte die Burg eine
Wiedergeburt.

Der neue Besitzer: Reinhold Messner

Reinhold Messner, 1944 in Südtirol geboren, bestieg bereits als 5-Jähriger in Begleitung seines Vaters den ersten Dreitausender. Nach seinem Technik-Studium arbeitete er kurze Zeit als Mittelschullehrer, ehe er sich ganz dem Bergsteigen verschrieb. Ein Leben als Grenzgänger folgte. Seit 1969 unternahm er mehr als hundert Reisen in die Gebirge und Wüsten dieser Erde. Er schrieb vier Dutzend Bücher. Ihm gelangen viele Erstbegehungen, die Besteigung aller 14 Achttausender sowie der „seven summits“, die Durchquerung der Antarktis, der Wüsten Gobi und Takla Makan, sowie die Längsdurchquerung Grönlands. Im Gegensatz zu modernen Abenteurern geht es Reinhold Messner weniger um Rekorde als vielmehr um das Ausgesetzt sein in möglichst unberührten Naturlandschaften und das Unterwegssein mit einem Minimum an Ausrüstung. Er folgte dem von Albert Frederick Mummery proklamierten „By fair means“ am Nanga Parbat, Fridtjof Nansens „Ruf des Nordens“ ins Packeis der Arktis und durchquerte die Antarktis über den Südpol nach einer Idee von Ernest Henry Shackleton. Den Möglichkeiten des Kommunikationszeitalters setzt er sein Unterwegssein als Fußgänger gegenüber und verzichtet auf Sauerstoffmasken und Satellitentelefon – ein Anachronismus zwar, der aber der Wildnis ein unerschöpfliches Erfahrungspotential bewahrt. Zwischen seinen Reisen lebt Reinhold Messner mit seiner Familie in Meran und auf Schloss Juval, wo er Bergbauernhöfe bewirtschaftet, schreibt und museale Anlagen entwickelt. Als Kommentator im Fernsehen sowie als Vortragsredner ist er von Alpinisten, Touristikern und Wirtschaftsführern weltweit begehrt. Im Anschluss an sein Mandat als EU-Abgeordneter kann sich Reinhold Messner nun mehr seinem Projekt Messner Mountain Museum (MMM) sowie seiner Stiftung (MMF) widmen, die Bergvölker weltweit unterstützt.

Schlosswirt Juval Oberortl


Juval 2, I-39020 Kastelbell-Tschars
Gasthaus Schlosswirt +39 0473 668056
Urlaub auf dem Bauernhof Oberortl Familie Simon Messner www.oberortlhof-juval.com